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(Dezember 1998)

Bob Telden: Mit ihm erwachte Berlin

von Wälz Studer

"Berlin erwacht" heißt die Nummer, mit der Bob Telden Schlagergeschichte geschrieben hat. Telden stammt aus Helmstedt. Karriere machte er ab Anfang der 60er Jahre als Session-Schlagzeuger und Sänger in Berlin. Er wurde von Thomas Meisel und Jack White produziert. Was wenige wissen: Telden nahm als Robby Winter die Originalfassung von "Junge, die Welt ist schön" auf, mit der 1973 Tony Marshall einen Hit verzeichnen konnte.

Bob Telden

"Bob Telden, bitte melden", titelten 1986 die Berliner Blätter. Die Produzentin Christa Rehn suchte verzweifelt nach dem Interpreten des Songs ,Berlin erwacht". Niemand in Berlin wusste, wohin der Sänger abgetaucht war. Erst ein Aufruf über Radio Luxemburg brachte Licht in dieses Kapitel der Schlagergeschichte: Telden arbeitete als Tennislehrer in Hamburg!

1987 konnte dann Christa Rehn wie geplant einen Sampler zur 750-Jahrfeier von Berlin herausgeben, den sie "Danke Berlin" nannte. Darauf ist Telden mit den Titeln "Berlin erwacht" und "Nacht in Berlin" vertreten.

Bob Telden kam am 20. Juli 1941 als Wolfgang Thümler in Helmstedt auf die Welt. Bereits im zarten Alter bildeten sich die zwei Passionen des Bob Telden heraus: Tennis und Gesang. Als Siebenjähriger schmetterte er das Lied "Es war einmal ein Räuber" vor versammelter Schule in die Runde. Später gründete er eine Schulband. Er saß in der Band hinter dem Schlagzeug. Die Formation trat erst bei Klassenfesten und Tanztees auf. Nach der Schule absolvierte Bob Telden eine Handelsschule. 1961 übersiedelte er nach Berlin, wo er als Industriekaufmann tätig war und später an der Musikhochschule studierte. Auch in Berlin fand er schnell Anschluss an die Musikszene. Zusammen mit Drafi Deutscher spielte er in einer Band. Er nahm mit der Band "The Phantoms" zusammen mit anderen Berliner Beatbands eine Langspielplatte auf.

Bob Telden 2

1966: Mitglied des Knokke-Teams

Als Schlagzeuger gab er bei Auftritten seiner Bands auch Soloeinlagen. So fiel er dem Produzenten Thomas Meisel auf, der ihn als Session-Schlagzeuger für Schallplattenaufnahmen u.a. mit Michael Holm ("Alle Wünsche kann man nicht erfüllen") verpflichtete. 1965 nahm Meisel mit dem Beatschlagzeuger, der sich für seine Solokarriere den Künstlernamen Bob Telden ausgedacht hatte, die Single "Wie ein Traum" auf. 1966 vertrat Telden gemeinsam mit Katja Ebstein, Marion März und Tony Marshall die Bundesrepublik am Festival von Knokke. Telden überrundete bei diesem Wettbewerb sogar den englischen Favoriten Engelbert.

Ein Jahr später nahm Telden die deutsche Originalaufnahme von "Please Release" auf. Im gleichen Jahr verpflichtete ihn ein englischer Impresario nach London für Auftritte im "Talk Of The Town".

Bob Telden 3

Ab 1968 arbeitete Bob Telden mit Jack White, der Telden bei einem Auftritt im Berliner Nachtclub "Red Rose" gehört hatte. Höhepunkt der Kooperation ist die Nummer "Berlin erwacht", die der Pressechef der Deutschen Vogue" ins Deutsche Übersetzte. Die Originalfassung stammt von Jacques Dutronc und heißt "Il est cinq heures, Paris s'éveille". Dank diesem heimlichen Hit fand Telden Eingang ins Diskotheken- und Galageschäft. "Das ging rund fünf bis sechs Jahre gut", führte Bob Telden in einem Interview mit dem Schweizer Radiosender "Radio Munot" in Schaffhausen aus. Die letzte Platte als Bob Telden - "Eifersucht tut weh" - kam 1970 her- aus. Es war die deutsche Fassung des Presley-Titels "Suspicious Minds". Den Erfolg von "Berlin erwacht" konnte Telden jedoch nie mehr toppen. Produzent White versuchte Telden deshalb neu zu lancieren. 1971 brachte er mit ihm unter dem Namen "Robby Winter" die Stimmungsnummer "Junge, die Welt ist schön" heraus. Auch dieses Unterfangen scheiterte. Tony Marshall feierte mit der Nummer zwei Jahre später einen Hit.

Nach der ersten Ölkrise im Jahre 1973 nahm die Zahl der Diskothekenauftritte rapide ab. Freunde in Hamburg boten Bob Telden eine Stelle als Tennislehrer an, wo er auch heute noch tätig ist. "Und da ich bis 17 sehr aktiv Tennis gespielt hatte, fiel mir die Entscheidung leicht", erinnert sich Telden an seinen Rückzug aus dem Schaugeschäft. Rückfällig ist er nur 1987 geworden, als er für die CD "Danke Berlin" den Song "Nacht in Berlin" schrieb und einsang.